Portrait: Lino

19.02.2016 // 10:35 Uhr

Ich liebe die Rubrik "Gastbeiträge" und freue mich jedes Mal wie ein kleiner Schneekönig, wenn die ins Leben gerufene "Portrait-Reihe" fortgesetzt wird.
Heute erzählt Nicole über ihr Leben mit ihrem Italienischem Windspiel "Lino".  Findet ihr es nicht auch wahnsinnig spannend zu verfolgen, welche Erfahrungen andere Windspielhalter mit dieser wunderbaren Rasse machen?


Italienische Windspiele kannte ich schon sehr lange und bereits vor 20 Jahren hatte ich mir den Namen "Lino" für ein isabellfarbenes Windspiel ausgesucht.

Im Oktober 2013 zog dann Lino bei uns ein. Ich war von der Zuchtstätte nicht überzeugt, es wurden 5 Rassen gezüchtet und es gab noch weitere Punkte, die mich stutzig machten. Bei unserem Besuch dort hatte ich einen Welpen aus dem D-Wurf auf dem Arm, doch aus dem C-Wurf war noch Rüde zu haben und die Züchterin wollte zuerst die Älteren vermitteln. Er war ein total wilder Rüde und fegte wie ein Wirbelwind übers Gelände, kam aber zu mir und sah mich an als wollte er sagen „nimm mich und werde meine Mama“. Noch etwas Überredungskunst von meinem Mann und eine Woche später holten wir Lino ab. Meine kleine, große Liebe.

Bei seiner Züchterin hatte er bedauerlicherweise keine Sozialisierung/Erziehung erfahren - ein schwer erziehbarer kleiner Bub, die Prägung mit 16 Wochen abgeschlossen, aber hochintelligent.

Wir haben sofort gemerkt, dass Lino ein Meister im Manipulieren ist und wenn wir nicht aufpassen, dann tanzt er uns mit seinen langen Beinchen auf der Nase herum, ohne das wir es überhaupt bemerken. Als er klein war hat er einige Male in unserem Sessel sein Geschäft verrichtet - er wollte uns damit sagen, dass er auf dem Thron sitzt. Ja, die Stubenreinheit musste tüchtig geübt werden. Wir haben das mit Humor genommen.
Zu dem Punkt Stubenreinheit gibt es ja bei Windspielen unterschiedliche Meinungen: Rassebedingt Forellenbläschen, vom Züchter schlecht trainiert und und und. Lino gehört zu den Windspielen, die einfach mehr pinkeln müssen.
Wir haben das Problem in den Griff bekommen, indem wir Lino eine Toilette errichtet haben. Die benutzt er auch, da er sich nachts oft lösen muss. Er geht wie ein Mensch aus dem Bett auf die Toilette. Das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun - wir sind jeden Tag 2 – 3 Std. draußen, sofern es das Wetter zulässt. Auch spielt er im Garten mit seinen Hundefreunden. Leider gehört dazu kein Windspiel. Donnerstags geht er mit seiner Whippetfreundin spazieren.

Obwohl wir keine Hundeanfänger waren, wussten wir, dass wir einen Hundetrainer benötigen.
Die erste Trainerin hatte er gleicht überlistet. Die zweite hatte eigene Methoden: sie war nicht damit einverstanden, dass Lino überall hin durfte und sagte, dass Windspiele auch nur Hunde seien und dass sie nichts auf dem Sofa zu suchen hätten. Natürlich war sie auch der Meinung, dass Lino nur zu uns kommen sollte, wenn wir als Frauchen/Herrchen es gestatten. Dass Lino sogar in unserem Bett rumhüpfte und auch noch dort schlief, löste ein totales Entsetzen bei ihr aus. Trotzdem haben wir dort einige Stunden absolviert, doch dem kleinen Kobold wurde es schnell langweilig. Bei der dritten Trainerin versuchten wir Linos Geduld zu trainieren, er kann nämlich nicht abwarten.
Dann ist da noch der Jagdtrieb, der sich zwar mit der Zeit etwas gelegt hat, aber immer wieder durch kommt. Freilauf ist immer ein Risiko, denn „aus den Augen aus dem Sinn“ gilt bei Lino nicht.
Auch vor großen Hunden macht er kein Halt.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Hunde mehrere Sprachen verstehen. Also haben wir Lino gleich 3 Sprachen beigebracht.

Wir haben es nie bereut uns für ihn entscheiden zu haben, er bereichert unser Leben enorm. Langweilig wird es mit ihm nie. Er ist intelligent, liebebedürftig, tollkühn, temperamentvoll, elegant, sensibel und so vieles mehr. Wir finden es ganz entzückend, wenn er zu uns kommt und uns seine Liebe zeigt. Sein liebstes Hobby ist Windspielhochsprung und wenn er die Reizangel sieht, gibt es kein Halten mehr.

Dieser kleine Italiener, ein Geschöpf der Sonne, erregt überall Aufsehen und hat uns total in seinen Bann gezogen.

Wenn ich einmal alt bin, werde ich mit Stolz sagen können "Es waren die schönsten Jahre meines Lebens".

#gastbeitrag


Kommentare

Romy

22.02.2016 // 12:18 Uhr

Ach, wie schön du das geschrieben hast, liebe Nicole. Bei den letzten Worten kommen mir fast schon die Tränchen in die Augen.