Portrait: Gaia

08.09.2015 // 11:16 Uhr

Gaia und ich hatten zu Beginn Schwierigkeiten miteinander. Ich habe lange gebraucht um zu verstehen, dass nicht sie, sondern ich das Problem bin. Ich habe mit Cavalli einen unauffälligen, pflegeleichten Ersthund bekommen und bin davon ausgegangen, dass es wohl doch an der Rasse liegen muss. Ich habe zu Beginn ständig beide miteinander verglichen, was ja total sinnlos ist, da es 2 völlig unterschiedliche Hunde mit völlig unterschiedlichen Charakteren sind. Mich auf Ihre Stärken zu konzentrieren und ihre Schwächen auszublenden hat mir sehr dabei geholfen, mich hoffnungslos in sie zu verlieben.

- Ich habe sehr lange mit dem Gedanken gespielt, Gaia kastrieren zu lassen. Warum? Da ich auf keinen Fall einen Wurf riskieren möchte. Warum mir das überhaupt Angst bereitet? Gaia ist im Mai während ihrer Läufigkeit gleich 2x vom Grundstück meiner Eltern ausgebüchst und es hätte sonst was passieren können (sie war über eine halbe Stunde weg, bis meine Eltern sie gefunden haben). Sie dreht wirklich vollkommen durch.
Ich habe mir ständig durch den Kopf gehen lassen, was wohl schlimmer ist: eine bekloppte Nervensäge im Haus zu haben und riskieren, dass sie beim Ausbüchsen von einem Auto überfahren wird? Oder eine fette kastrierte, inkontinente Hündin, die sowieso schon stark kontrolliert ihr Fressen bekommt?
Ein inkontinentes Windspiel stellt eine einzige Katastrophe dar. Meine Windspiele dürfen aufs Sofa, auf das Bett und sie bevorzugen lieber einen Teppich als Liegeplatz, als den Boden. Das ist der Grund, warum ich mich gegen eine Kastration entschieden habe.
Und das Problem mit dem Ausbüchsen wird gelöst, in dem sie während der Läufigkeit an der Leine bleibt und nicht in den Garten darf. Fertig.

- Gaia ist eine absolute Kuschelmaus. Sie ist eine kleine hibbelige Dame, aber sobald man sie hochhebt und mit ihr schmust oder sie krault, ist sie sofort tiefenentspannt und schläft. Ich habe sie sogar einmal als „Gewicht“ für Kniebeugen eingesetzt und dabei schlief sie ein.
Sie ist übrigens bei jedem so. Es ist ihr egal, wer sie kuschelt, Hauptsache, es macht überhaupt jemand.

- Gaia würde vermutlich als einziger Hund den 3. Weltkrieg überleben. Sie ist so unfassbar robust, dass ich selbst jeden Tag über sie staunen muss.
Ich war vor ein paar Wochen bei meiner Friseurin zu Hause. Dort „lief“ ein 1-jähriges Kind hin und her. Gaia lag unter dem Fernsehtisch und hat geschlafen. Das Kind wollte auf den Fernsehtisch klettern und nutzte Gaia als Hocker. Ich konnte gar nicht so schnell handeln, wie das Kind auf Gaia kletterte – und was macht Gaia?
Sie blieb unbekümmert liegen, gab keinen Ton von sich und schlief einfach weiter. Mein Blick in diesem Moment war vermutlich unbezahlbar.
Ein weiteres Beispiel:
Gegenüber wohnt eine Bordeaux Dogge. Der Kopf ist alleine größer als Gaias kompletter Körper – was sie nicht wirklich davon abhalten lässt, jedes Mal auszuflippen, wenn sie den Hund sieht. Sie springt ihn an, klammert sich um seinen Kopf und schleckt ihn ab (die Bordeaux Dogge muss wirklich viel Geduld haben, ich meine, ein Knurren und diese kleine Fußhupe wäre vermutlich über alle Berge – aber sie lässt es über sich ergehen - Jedes Mal, obwohl Cavalli daneben steht und vor Angst um sein Leben kläfft.)
Und noch ein Beispiel:
Vergangene Woche waren Daniel, Yvonne, ich und unsere Hunde nachmittags am Baggerloch. Wir ließen die Hunde ohne Leine laufen, da es in Holland auch super geklappt hat und kein Hund aus der Reihe tanzte.
Tja, dieses Mal hatte Gaia ziemlich schnell Langweile, also düste sie davon und das gleich 2x. Ich fand sie auf 2 verschiedenen Decken zwischen Leuten wieder, die ganz angetan von ihrer „sooooooo süüüüüüßen Art“ waren (einer fragte mich sogar, ob er Gaia behalten könne). Mir sind solche Situationen immer unangenehm (von wegen „unerzogener Hund und unfähiges Frauchen"), aber Gaia schafft es jedes Mal alle um den Finger zu wickeln, so dass niemand böse darüber ist, dass sie grad alles schmutzig macht oder alles wegfrisst. In meinen Augen wäre sie der perfekte Straßenhund, sie weiß ganz genau, wie sie Action in ihr Leben bringt und überlebt.

- Gaia ist mittlerweile besser erzogen als Cavalli. Sie versteht sofort, was man von ihr möchte und dass sie schneller an ihre Ziele kommt, wenn sie mitspielt. Sie hat gelernt zu warten und das ist ziemlich angenehm, da sie an sich halt hibbelig ist (warten auf das Fressen, warten im Auto, warten auf den Spaziergang etc.)…

- Aber: Dass sie besser erzogen ist als Cavalli, heißt nicht, dass sie weniger Unfug treibt als er in unserer Abwesenheit. Ich finde, ihr Charakter ähnelt öfters dem einer Katze: wenn ihr etwas nicht passt, rächt sie sich gnadenlos an uns.
Beispiel:
Wir haben ihr die Krallen geschnitten und uns leider einmal verschnitten. Gaia macht sowieso schon immer Theater beim Krallenschneiden. Nachdem die Blutung aufhörte, fuhren wir schnell einkaufen und ließen beide Hunde in der Wohnung zurück. Wir waren nicht Mal eine Stunde unterwegs, aber in der Zeit schaffte sie es, aus Rache alles vollzupinkeln (obwohl ich vor dem Krallenschneiden mit ihr draußen war und sie ihr Geschäft auch verrichtet hat). In dieser Hinsicht ist sie ein Miststück.

(Vielen Dank an Alex für diese tollen Fotos!)

#fotografie


Kommentare

Romy

08.09.2015 // 15:49 Uhr

Wenn ich Gaia sehe, bekomme ich gute Laune und weiß bei jedem deiner Worte, wie es dir mit dieser Hibbelmaus ergeht, das weißt du ja! Die Fotos sind traumhaft schön!

Yvonne

08.09.2015 // 15:26 Uhr

Gaia ist schon ne eigene Marke!!!
Das steht ihr auch im Gesicht geschrieben....
Sie ist wie aus einem lustigen Zeichentrickfilm.... auch wenn sie viel Unfug macht, man lacht sich ständig kaputt über sie
... ob sie es wohl weiß???

Super beschrieben Kathrin!

June

08.09.2015 // 12:33 Uhr

Sehr schön geworden jaja meine Bella ist auch die Meisterin der Manipulation. Wenn ihre Bedingungen erfüllt sind ist sie der bravste Hund überhaupt .. Aber wenn nicht kann sie richtig fies werden! Und von der Läufigkeit will ich erst gar nicht anfangen. Krallenschneiden ist bei uns auch so ein Drama. Werde es heute filmen Gaia und Bella scheinen sich schon sehr ähnlich zu sein, aber ich glaub mit zwei so Prinzessinen ist man geliefert

Annedore

08.09.2015 // 11:59 Uhr

So ein schöner Bericht! Ich hab gewußt, daß ein Traumhund in ihr steckt. Zauberhaft und liebenswert, genau das sollen Windspiele sein. Sie ist eine großartige Rassevertreterin! Auf jeden Fall wird es nicht langweilig mit ihr.

Nicole

08.09.2015 // 11:42 Uhr

Ein tolles Portrait von einem außergewöhnlichen Hund! Ich finde es spannend zu erfahren, welche Macken andere Hunde haben. Und Gaia hat bei der Vergabe von einem starken Charakter wohl ganz laut „Hier“ gerufen.

Liebe Grüße
Nicole

Micha

08.09.2015 // 11:31 Uhr

Ja... Gaia ist so ziemlich das krasse Gegenteil zu Stella!