Epilepsie? Einschläfern!

03.05.2015 // 14:25 Uhr

Heute möchte ich euch eine kurze Geschichte über eine ziemlich negativ prägende Situation mit einer mir unbekannten Frau erzählen. Eigentlich wollte ich diese Geschichte erst später erzählen, da ich bisher in keinem Beitrag auf Cavallis Epilepsieverlauf eingegangen bin. Das werde ich noch tun, allerdings ist es sehr umfassend und ich möchte es so einfach wie möglich halten, weswegen es noch dauern wird, bis ich darauf eingehe.

Im Januar dieses Jahres, kurz nach Cavallis letztem Anfall (er ist nun seit 3,5 Monaten anfallsfrei, die größte Zeitspanne, seit er bei mir ist!), war ich mit Cavalli und Gaia auf einem Feld spazieren. Ich war zwar nicht oft dort, aber wenn, dann genoss ich die Ruhe, da man dort auf so gut wie keine Hundebesitzer trifft. An diesem Tag traf ich allerdings auf eine Frau mit einem Boxer, der auf uns zugelaufen kam. Meine Unsicherheit spürten wohl auch Cavalli und Gaia und so bekamen auch sie Angst, denn die Hundebesitzerin zeigte keinen Anstand, ihren Hund anzuleinen, obwohl meine angeleint waren und ich sie mehrmals darum bat, es auch zu tun. Mir fällt es in diesen Situationen schwer, ruhig zu bleiben, aber ich riss mich zusammen und erklärte der Frau, warum ich sie darum bat. Sie verstand endlich und rief ihren Hund zu sich.

Obwohl mir wirklich nicht danach war an diesem Tag, begann sie ein Gespräch über ihren Boxer, über unfähige Hundehalter (ich weiß, dass sie mich in diesem Moment angreifen wollte – aber ich hatte einfach keine Lust auf eine Konfrontation, also blieb ich wieder still) und ihrer kranken Katze. An dieser Stelle wurde ich hellhörig und fragte, was ihre Katze denn hatte. „Sie hat mit 8 Jahren überall hingepinkelt, fand das Katzenklo nicht mehr und deshalb beschloss ich, sie einschläfern zu lassen“. Ähm, wie bitte? „Sie haben Ihre Katze einschläfern lassen, weil sie das Katzenklo nicht mehr fand? Sonst nichts?“. „Ja, richtig.“ Ich dachte, sie wollte mich wirklich veräppeln, und nun konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten. „Hier, sehen Sie den Rüden? Dieser Rüde hat Epilepsie. Er ist ein glücklicher und fröhlicher Hund, der sein Leben genießt, und die Anfälle behindern ihn kein bisschen in seinem Leben.“ Noch bevor ich weiter ausholen konnte, entgegnete sie mir „Epilepsie? Dann lassen Sie ihn doch einschläfern! Was ist das denn für ein Leben für den Hund?! Wenn mein Boxer irgendwann mal krank ist, werde ich ihn mit Sicherheit nicht quälen. Das geht nämlich gar nicht! Dann kommt halt ein neuer Boxer her.“. Ich war fassungslos. „Ich hoffe, dass es in Ihrer Familie nie einen Epilepsie-Fall geben wird, denn dann müssen Sie das Familienmitglied wohl oder übel auch einschläfern lassen.“ Sie lachte, ich ging.

Es kann viele Gründe haben, warum Cavalli nun seit längerer Zeit keinen Anfall mehr hatte. Viele Medizinischen Gründe, denn im Dezember 2014 war er intensiv in Behandlung. Vielleicht trägt auch Gaia mit ihrer Anwesenheit dazu bei. Vielleicht hat er aber auch die Worte dieser Frau verstanden und ist genauso fassungslos wie ich. Und möchte beweisen, dass er leben möchte. Ich weiß es nicht. Aber so lange er sich in seinem Leben nicht quält, werde ich ihn nicht einschläfern lassen, sondern mit ihm seine Krankheit bekämpfen. Verschwinden wird sie nie so ganz, aber es gibt die Möglichkeit, sein Leben weiterhin lebenswert zu gestalten.

Wenn ihr ein krankes Tier habt und auf solche Menschen stößt, hört am besten einfach weg. IHR kennt euren Hund am Besten und IHR wisst, was gut für euren Hund ist und wann es keine Hoffnung mehr gibt.

#krankheit


Kommentare

Tom Gruschke

07.05.2015 // 13:15 Uhr

Es ist unglaublich wie manche Menschen mit Ihren lieben Vierbeinern, egal ob Katze oder Hund, oder, oder, oder umgehen...
Unser lieber Tyson , ein ganz toller, lieber Hund musste vor nun eineinhalb Jahren mit etwas über 4 Jahren eingeschläfert werden. Er hatte eine chronische Niereninsuffizienz die wir nach 3,5 Monaten erfolgreich soweit in den Griff bekommen hatten , das er wieder ein ganz "normales" Hundeleben hätte führen können.... Können deshalb , weil er in dieser Zeit , als es ihm nicht gut ging, wohl zu schwach war, den Lymphdrüsenkrebs den er in seinem Körper schon hatte, mit den nötigen Kräften zu unterdrücken..., ja der Krebs wäre vielleicht nicht oder auch nicht so früh ausgebrochen wäre er nicht an dieser besch... angeborenen Niereninsuffizienz so schwer erkrankt.
Als die ausgebrochen ist, waren wir völlig planlos und es war schockierend zu hören wie schlecht sein Gesundheitszustand und die Prognose ist... Wir hätten da schon aufgeben können. Aber nein , wir haben uns gesagt es besteht die Chance mit entsprechendem Futter ihm wieder Lebensqualität zu verschaffen. Nach drei mühsamen Monaten mit unterschiedlichsten Futtervarianten hatten wir dann doch endlich Erfolg und er war quasi wieder der Alte und tobte und spielte, man hat kaum mehr gemerkt das es ihm so lange richtig schlecht ging. Wir waren so froh ihn wieder so voller Kraft strotzend zu sehen und auch das wir nicht die Flinte ins Korn geschmissen haben, auch wenn wir uns immer geschworen hatten, unseren Liebling nicht aus eigenem Egoismus leiden zu lassen.
Doch leider war sein Körper nur für ganz kurze Zeit nochmals so fit und er bekam nach wenigen Tagen plötzlich starke Schmerzen, wollte innerhalb kürzester Zeit nicht mehr laufen vor Schmerzen und der Gang zum Tierarzt brachte die Ernüchterung knallhart auf den Tisch: die Lymphknoten waren durch den Krebs mittlerweile so groß, das Sie auf die anderen Organe und den Darm drückten und so keine venünftige Verdauung und Darmentleerung mehr möglich war... Als wir das hörten, waren wir am Boden zerstört , aber für uns war klar das wir unseren geliebten Tyson von diesen Qualen erlösen mussten ,auch wenn wir selbst eigentlich grade das am wenigsten konnten... Im Nachhinein wissen wir das es das Richtige war was wir in diesen Monaten getan hatten, wir hätten es uns nie verziehen wenn wir nicht versucht hätten seine Nierenproblematik wieder hin zu kriegen und die wenigen "fitten" Tage die er wieder hatte bevor das Monster Krebs ausgebrochen ist, waren der beste Beweis das es gut gegangen wäre. Aber gegen den Krebs konnten wir nicht mehr ankämpfen... Ein Mensch weiss was er mit einer Chemotherapie macht und entscheidet sich bewusst dafür oder dagegen, aber ein Tier versteht nicht warum es ihm so mies geht und kann sich da nicht entscheiden, somit war uns klar , das werden wir keinem Tier antun...
Bei unserer süßen Maus die wir jetzt haben, lassen wir nun regelmässig Blutbild machen um frühzeitig bspw. eine Organfehlfunktion erkennen zu können, man lernt und hofft es wird nicht mehr so laufen....
Die Gratwanderung ist schwer , was mute ich dem tier zu und was nicht , aber zu entscheiden das Tier hat eine Krankheit und muss dann weg, das geht nicht, wie du geschrieben hattest, beim Menschen geht das ja auch nicht... Kein unnötiges Leid für die Tierchen , aber auch keine unnötigen Qualen, hier muss man einfach mit Bedacht und Fürsorge das Richtige tun...

Marina

05.05.2015 // 08:47 Uhr

Manchen Menschen müsste man per Gesetz verbieten, Tiere in ihre Obhut nehmen zu dürfen. Mein Hund hat auch Epilepsie, seitdem er ein Jahr alt war, und zudem ist er aufrund einer Erbkrankheit vor einem Jahr erblindet. Heute ist er zehneinhalb Jahre alt, topfit, verspielt und voller Lebensfreude. Dank guten Medikamenten bekommt er höchstens 2-3 im Jahr einen Anfall, der auch nur von kurzer Dauer und nicht gesundheitsgefährdend ist. Mit seiner Blindheit kommt er auch super klar, läuft ohne Leine, kann spielen, schwimmen und fast alles machen, was ein nichtblinder Hund machen kann. Es gibt immer einen Weg! Man muss nur wollen!

jasmin

03.05.2015 // 19:56 Uhr

So ne Tante ???? da könnte ich auch mich tierisch aufregen.
Kimmy hat ebenfalls Epilepsie und solange es ihr gut geht denke ich nicht daran sie über die Brücke zu schicken unseren letzten hatten wir Februar nun also schon fast 10w ohne Anfall unsre epi Nasen sind einfach was besonderes ????

Ute Palm

03.05.2015 // 18:01 Uhr

Ich kann dein Entsetzen und deine Einstellung zum Leben absolut nachvollziehen. Auch wir sind in unserem damaligen Freundeskreis auf Viel Unverständnis gestoßen, als wir uns über ein Jahr abgewechselt haben unten im Wohnzimmer bei unserem Demenzkranken Whippet Opi zu schlafen ,der nachts unruhig umher lief und nicht allein sein wollte.